Interessengemeinschaft Deutsches Krokodil

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Die IG Deutsches Krokodil

 

Von der Anlieferung der fabrikneuen E 93 01 im Jahr 1933 bis zur Außerdienststellung der 193 004 und 193 006 am 3. Juni 1984 waren über 50 Jahre hinweg Lokomotiven dieser Baureihe beim Bw Kornwestheim eingesetzt. So ist es kaum verwunderlich, dass sich nach einem Aufruf im Jahr 1984 zahlreiche Kornwestheimer Eisenbahner zusammenfanden, die sich an der Erhaltung einer E 93 aktiv beteiligen wollten. Nach einigen Vorbereitungen wurde am 10. März 1985 die Gründungsversammlung der "Interessengemeinschaft E 93 07" einberufen, zu der sich 29 zumeist im Lokfahrdienst beschäftigte Kollegen einfanden. Die Interessengemeinschaft wurde als Freizeitgruppe in das Bahnsozialwerk (BSW) eingegliedert. Im Vorfeld war mit dem Verkehrsmuseum in Nürnberg bereits abgeklärt worden, dass die E 93 07 als Pflegelok nach Kornwestheim kommen konnte.

Anfang Juli 1985 wurde die Museumslok in München wieder lauffähig hergerichtet und nach Kornwestheim überführt. Die Interessengemeinschaft hatte nun die Aufgabe, die E 93 bis zum Oktober für die große Fahrzeugschau in Bochum-Dahlhausen zum 150-jährigen Jubiläum der Eisenbahn in Deutschland in einen ausstellungsfähigen Zustand zu bringen. Die Restaurierung erforderte einige hundert freiwillige Arbeitsstunden seitens der Aktiven. Drehgestelle, Lokkasten und Aufbauten wurden entrostet und neu gestrichen bzw. gespritzt. Die langjährige Abstellzeit und Souvenirjäger hatten der Lok zugesetzt. Dennoch wurde die E 93 nicht nur optisch mit schwäbischer Gründlichkeit aufgearbeitet, sondern auch technisch wieder auf Vordermann gebracht. Schließlich war das Ziel der Eisenbahner, die Lok wieder zum Fahren zu bringen. Nur so konnte die E 93 07 im September 1985 schon als Überraschungsgast an den Fahrzeugparaden in Nürnberg teilnehmen.

Der anfänglichen Euphorie folgte die Ernüchterung, nachdem im Februar 1986 der Kostenvoranschlag für die erforderliche Hauptuntersuchung kam. Trotz Abzug aller in Eigenleistung möglichen Arbeiten sollten demnach noch 150 000.- DM aufgebracht werden.

Nachdem die Hauptuntersuchung der E 93 am Kostenfaktor gescheitert war, bemühte man sich um eine der in absehbarer Zeit aus dem Betriebsdienst scheidenden 194. Im Februar 1987 erreichte die Interessengemeinschaft die frohe Botschaft, dass eine 194 betriebsfähig erhalten und in Kornwestheim stationiert werden würde. Mit Schreiben vom 6. März 1987 verfügte daraufhin das Verkehrsmuseum Nürnberg die Zuführung der zur Museumslok erwählten 194 579 sowie der 194 581 als Ersatzteilspender.

Nachdem man die Maschine eingehend auf ihren Erhaltungszustand und die auszuführenden Arbeiten untersucht hatte, begann die Aufarbeitung, bei der sich stets dieselben Aktiven trafen, die auch schon an der Restaurierung der E 93 beteiligt waren. So flossen die damals gewonnenen Erfahrungen in die Arbeiten ein. Mit Drahtbürste und Schaber ging man gegen Rost und jahrzehntealte Farbe vor. Auch die "Innereien" der Lok wurden gründlich gesäubert und anschließend neu lackiert.

Ziel der Interessengemeinschaft war es, die Lok wieder weitgehend in den Ursprungszustand der fünfziger Jahre zurückzuversetzen. Dazu wurden mehrere Veränderungen, die die Lok im Laufe der Jahre über sich ergehen lassen musste, wieder rückgängig gemacht. Nach etwa 1500 Arbeitsstunden war es dann im März 1988 soweit, die Lok konnte wieder auf Fahrt geschickt werden. Als Ziel für die "zweite Jungfernfahrt" wählte man Nürnberg, den Sitz des Verkehrsmuseums. Diese erste Sonderfahrt der E 94 279, von der Interessengemeinschaft in Eigenregie durchgeführt, wurde ein voller Erfolg.

Seitdem war die E 94 häufig sowohl vor historischen Sonderzügen, als auch vor den Touristiksonderzügen der DB zu sehen. So erreichte die E 94 in den vergangenen Jahren oftmals eine Jahresfahrleistung von über 10 000 km, ein für eine Museumslok beachtlicher Wert.

In unregelmäßigen Abständen wurden eigene Sonderfahrten organisiert, die beim Publikum stets positiv aufgenommen wurden. Außerdem wurden die E 93 und E 94 bei zahlreichen Ausstellungen betreut.

1995 konnte die Interessengemeinschaft E 93 07 auf zehn Jahre aktiven Wirkens zurückblicken und gleichzeitig das vierzigjährige Jubiläum ihrer 1955 von Krauss-Maffei und Siemens gebauten E 94 279 begehen.

Bei der Hauptversammlung im Jahr 2003 wurde die Umbenennung in "Interessengemeinschaft Deutsches Krokodil E 94 279, Bw Kornwestheim" - kurz IG Deutsches Krokodil - beschlossen. Damit trug die BSW-Gruppe der Entwicklung Rechnung, dass sie in der Öffentlichkeit häufiger mit der E 94 279 präsent war. Die in das Bahnsozialwerk integrierte IG Deutsches Krokodil hat heute 81 Mitglieder und betreut die historische Elektrolokomotiven E 94 279 und E 94 281. Während die E 94 279 von 1988 bis 1996 und von 1998 bis April 2006 zum aktiven Museumsbestand des DB Museums gehörte und bei Sonderfahrten und Ausstellungen zum Einsatz kam, wurde die E 93 07 im Jahr 2009 von der Außenstelle des DB Museums in Koblenz-Lützel übernommen.

 

Text: Joachim Hund
Zuletzt geändert am 02.11.2013